Der tragbare Traum
Es gibt Konsolen, die feiern ein triumphales Comeback. Andere scheitern still und heimlich. Und dann gibt es die PlayStation Vita – ein technisches Wunderwerk, das seiner Zeit weit voraus war, aber letztlich im Schatten verschwand.
Als Sony im Jahr 2011 (in Japan) bzw. 2012 (weltweit) die PlayStation Vita auf den Markt brachte, war die Euphorie groß. Endlich ein Handheld mit Dual-Analogsticks, HD-Grafik und Features, die selbst Heimkonsolen neidisch machten. Doch was vielversprechend begann, endete in einem der tragischsten Kapitel der PlayStation-Geschichte.
Ein Kraftpaket in der Hosentasche
Technisch war die PS Vita ihrer Konkurrenz meilenweit voraus – und ist es in mancher Hinsicht bis heute noch.
Die erste Version verfügte über ein gestochen scharfes 5-Zoll OLED-Display, das Farben lebendig wirken ließ. Hinzu kamen zwei echte Analogsticks, ein Quad-Core-Prozessor, Touchscreen auf der Vorderseite und sogar ein Touchpad auf der Rückseite – futuristisch und experimentell.
Dank dieser Hardware fühlte sich die Vita wie eine Mini-PS3 an. Und genau das war auch Sonys Pitch: Ein tragbares Gerät mit Konsolenqualität.
Dazu kam die Integration von Remote Play, mit der man PS4-Spiele über WLAN auf der Vita zocken konnte – ein Feature, das Jahre später von der Nintendo Switch salonfähig gemacht wurde.
Spieleperlen, Ports und ein bisschen Magie
Zum Launch erschien unter anderem Uncharted: Golden Abyss – ein Spiel, das zeigte, was grafisch möglich war. Doch auch WipeOut 2048, Gravity Rush oder Killzone: Mercenary überzeugten auf ganzer Linie.
Ein echter Glücksgriff war Persona 4 Golden, das die Vita zur Pflichtplattform für JRPG-Fans machte. Auch Indie-Games fühlten sich auf dem Gerät wie zu Hause an – Titel wie Hotline Miami, Guacamelee, Fez oder Spelunky fanden auf der Vita eine treue Fanbase.
Die Abwärtskompatibilität zu PSP– und PS1-Titeln war ein Traum für Retro-Fans. Final Fantasy, Metal Gear Solid, Resident Evil – all das in der Tasche!
Doch trotz dieser Stärken fehlte es der Vita schnell an First-Party-Support. Große Studios blieben fern, viele Spiele erschienen nur in Japan oder wurden als Ports halbherzig umgesetzt. Während Nintendo 3DS langsam an Fahrt aufnahm, wirkte Sony unentschlossen.
Die Schwächen – Und wie Sony seine eigene Konsole aufgab
Die Vita war teuer – nicht nur in der Anschaffung, sondern vor allem bei den Speicherkarten. Statt günstiger SD-Karten setzte Sony auf proprietäre Speichermedien, die lächerlich viel kosteten. Wer sich eine Vita holte, musste oft 30–50 Euro für eine 16-GB-Karte ausgeben.
Dazu kam verwirrendes Marketing. Die Vita wurde nie richtig positioniert: War sie eine Indie-Maschine? Eine Mini-PS3? Ein PS4-Zubehör? Sony selbst schien das nie ganz zu wissen.
Und als sich die PS4 als Mega-Erfolg entpuppte, begann das große Schweigen: Kaum neue Titel, kaum Werbung, und keine Ankündigungen mehr. Die Vita wurde still und leise vernachlässigt – obwohl sie sich weltweit immerhin rund 16 Millionen Mal verkauft hatte.
Die Community – Vita Island lebt!
Trotz alledem: Die Vita war nie tot.
Sie lebte weiter – dank einer kleinen, aber leidenschaftlichen Community, die sie „Vita Island“ nannte. Auf Reddit, YouTube, Discord und Twitter entstanden kleine Subkulturen, die bis heute neue Spiele empfehlen, Homebrew-Software entwickeln oder Limited-Run-Editionen feiern.
Die Vita wurde zur Geheimwaffe für Indie-Games, Retro-Zocker und Sammler. Viele kauften sie nachträglich – sei es wegen Persona 4 Golden, Danganronpa, Freedom Wars oder Soul Sacrifice.
Sogar in der Homebrew-Szene lebt die Konsole weiter: Emulatoren, Custom-Firmware und neue Ports haben der Vita ein zweites Leben geschenkt.
Der stille Tod – Ein Abschied ohne Worte
2019 stellte Sony die Produktion der PS Vita offiziell ein. Ohne großes Statement. Kein Dank, kein Abschied – einfach nur „aus“.
Als Sony 2021 sogar den digitalen Store schließen wollte, gingen die Fans auf die Barrikaden. Und siehe da: Der Store wurde offen gehalten. Zumindest vorerst. Doch die Botschaft war klar – die PS Vita hatte bei Sony keinen Platz mehr.
Die beste Konsole, die keiner wollte
Die PlayStation Vita war eine brillante Idee mit katastrophaler Umsetzung. Technisch top, spielerisch stark, aber vom eigenen Hersteller aufgegeben.
Sie war ihrer Zeit voraus – und wurde vielleicht gerade deshalb nie verstanden. In einer Welt vor Cloud-Gaming, Switch-Hybriden und Indie-Revivals hätte sie die perfekte Brücke zwischen Heimkonsole und Handheld sein können.
Und heute? Heute bleibt nur die Hoffnung, dass Sony den tragbaren Markt nicht komplett aufgibt. Die Vita hat bewiesen, dass es geht. Man muss nur dran glauben.
Was denkst du?
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Die Vita lebt… in unseren Herzen.
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