Bei Eidos Montreal entsteht derzeit der vierte Teil der Deus Ex-Reihe und obwohl es „Deus Ex: Mankind Divided“ ursprünglich nie geben sollte, erscheint das futuristische Action-Rollenspiel nach einer Release-Verschiebung nun im August 2016. Publisher Square Enix hat große Hoffnungen und betrachtet dieses Projekt sogar als den persönlich größten Hit 2016.
Die heutigen Fortschritte in der Medizin sind äußerst beeindruckend und ermöglichen vieles. Ein kleiner Nebeneffekt sind die stellenweise kuriosen Zukunftsvorstellungen. Im Universum von „Deus Ex: Mankind Divided“ geht man unter anderem soweit, dass der menschliche Körper eine umfangreiche Portion an künstlichen Implantate spendiert bekommt, was quasi Überwesen mit Superkräften erschaffen soll. Diese sogenannten „Augmentierten“ wurden anfangs durchaus gefeiert, doch im Jahr 2029 offenbaren sich die tatsächlichen Folgen. Anstatt überlegen zu sein, sind sie nun gewissermaßen Menschen der zweiten Klasse. Sie sind abhängig von einer Zellflüssigkeit namens Neuroprozyn, verarmt, wohnen in Ghettos und können sich keine wichtigen Medikamente leisten. Obendrein werden sie von unveränderten Menschen gemieden. Definitiv kein ruhmreicher Fortschritt und so verwundert es auch beinah gar nicht, dass die Stimmung kippt und es im Untergrund zu brutalen Auseinandersetzungen kommt.
An dieser Stelle darf der Spieler dann auch ran. Man schlüpft erneut in die Rolle von Adam Jensen, ein ehemaliger Sicherheitschef von Sarif Industrie, der nun in einer Anti-Terroreinheit für Ordnung sorgen soll. Fans der Reihe wissen aber bereits, dass er selbst eine Vielzahl an Implantate in sich trägt und demnach ein Augmentierter ist. Daher geht er zwar offiziell gegen die Extremisten vor, doch gleichzeitig unterstützt er die zwielichtige Hackergruppe Juggernaut. Er ist aber keineswegs ein Doppelagent oder gar ein Verräter. Vielmehr setzt er sich für ein friedliches Miteinander zwischen den Menschen und den Augmentierten ein, was wohl oder übel immer wieder dafür sorgt, dass er in die Schusslinie gerät.
Innerhalb der einzelnen Missionen werden wir die Möglichkeit haben, unser Vorgehen selbst zu wählen. Man kann beispielsweise kontinuierlich schleichen oder sich brutal durch die Gegend arbeiten. Oder man versucht es komplett anders und verschafft sich durch klug geführte Gespräche einen Vorteil. Äußerst interessant: Es soll möglich sein, das komplette Spiel abzuschließen, ohne eine einzige Person zu töten. Der Spieler hat also die völlige Entscheidungsfreiheit, was aber grundsätzlich nichts Neues innerhalb der Reihe darstellt. Doch einen weiteren Vorteil hat dieses Prinzip, sofern es gut umgesetzt wird. Die einzelnen Level sind stets frei gestaltet und bieten viele alternative Wege an und glücklicherweise ist das in „Deus Ex: Mankind Divided“ der Fall. Allem Anschein nach dürfen wir uns nicht nur über ein Grundgerüst freuen, das gut auf dem Papier aussieht, sondern auch über eine tatsächlich gut umgesetzte Praxis. Diesen Eindruck hinterlässt zumindest eine Alpha-Demo, die die Verantwortlichen letztes Jahr auf der E3 Spielemesse präsentierten.
Was uns diese Szenen ebenfalls recht gut verdeutlichen, sind die grafischen Aspekte und auch die Gesamtatmosphäre. Obwohl bei Trailern und Gameplay-Videos gern nachgeholfen wird, um mit einer bombastischen Grafik aufzuwarten, sehen die gezeigten Szenen aus der Alpha recht ansehnlich aus. Selbst wenn man hier wirklich einen schönheitschirurgischen Eingriff vorgenommen hätte, was wir an dieser Stelle keineswegs unterstellen wollen, könnte sich das fertige Hauptspiel zweifellos sehen lassen. Doch wie immer kann man sich erst zum Release ein genaues und vor allem aussagekräftiges Bild von dieser Angelegenheiten machen. Darüber hinaus immer schön daran denken, Grafik ist nicht alles! Absolut gelungen ist aber die Atmosphäre. Man kauft dem Spiel sein Setting gern ab. Sofort wird offensichtlich, dass alles in der Zukunft spielt, ohne zu futuristisch zu wirken, was es im Endeffekt sogar realitätsnah macht. Zusätzlich verspricht die Soundkulisse dank dem Mitwirken von Michael McCann äußerst interessant zu werden. Dass sich die Musik in das düstere aber zugleich belebte Setting perfekt einfügen kann, wagen wir gar nicht zu bezweifeln.
Blicken wir nun auf das Energiesystem, das scheinbar umfangreich und sinnvoll überarbeitet wurde. So benötigt Jensen keine vorgeschriebene Anzahl an Energiezellen mehr, um eine bestimmte Aktion auszuüben. Einen Großteil der verbrauchten Energie gewinnt er sogar zurück, sofern eine auserwählte Grenze nicht unterschritten wird. Auf diese Weise kann der Spieler zwar häufiger die Fähigkeiten anwenden, doch den Entwicklern gelang es anscheinend, die Balance dennoch aufrechtzuerhalten. Das liegt wohl auch daran, dass besonders starke Talente nur begrenzt nutzbar sind. So sollte deren Einsatz nach wie vor gut durchdacht sein. Obendrein machen uns diese Fähigkeiten angeblich nicht zu mächtig, denn im späteren Spielverlauf sollen wir auch mit Gegnern konfrontiert werden, die ähnliche Hilfsmittel wie unser Protagonist besitzen. Man darf also gespannt sein.
Aber nicht nur das Energie-, sondern auch das Waffensystem wurde überarbeitet. So kann unser Agent seine aussagekräftigen Hilfsmittel deutlich flexibler einsetzen, als in es den bisherigen Teilen der Fall war. Innerhalb des Einsatzes können wir problemlos zwischen verschiedenen Munitionstypen wechseln und beispielsweise auch ohne Anstrengung einen Schalldämpfer montieren und ihn kurz danach wieder abschrauben. Hierdurch können wir jederzeit unsere Vorgehensweise reibungslos anpassen. In dem einen Moment ballern wir uns ohne Rücksicht auf Verluste durch das Areal und im nächsten machen wir auf Stealth-Profi, indem wir einige Änderungen in unserer Ausstattung vornehmen. Das klingt nicht nur super, es scheint auch einwandfrei zu funktionieren. Größere Abwandelungen in Bezug auf die Praxispunkte gibt es aber nicht. Wie gewohnt sammelt Jensen diese durch das Erfüllen von Aufträgen oder Erkunden der Spielwelt und erweitert hierdurch seine Fähigkeiten, die im Vergleich zu den Vorgängern nicht gerade komplett neu sind. Vielmehr wurden die bekannten lediglich überarbeitet. Ob das nun zwangsläufig schlecht ist, wird sich wohl noch zeigen müssen.
Was wir bislang von „Deus Ex: Mankind Divided“ gesehen haben, macht einen recht guten Eindruck. Aber auch wenn die angesprochenen Punkte gelungen wirken, können die Entwickler dennoch viel verkehrt machen und die späteren Bewertungen negativ beeinflussen. Darüber hinaus wird es sich erst noch zeigen müssen, ob der Titel letztendlich wirklich das Potenzial für einen Blockbuster besitzt. Doch wir schauen positiv in die Zukunft und sind mehr als gespannt, was hier auf uns zukommen wird. Möglicherweise handelt es sich hierbei tatsächlich um eins der besten Spiele aus dem Hause Square Enix. Im Rahmen der E3 im Juni werden die Entwickler von Eidos Montreal zusammen mit den Mannen des Publishers sicherlich noch einige Überraschungen diesbezüglich für uns parat haben.
Auf jeden fall. Human Revolution war schon groß