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Gran Turismo 5 Review

 

Lange Zeit mussten PS3-Besitzer auf den Nachfolger einer der besten Rennspielserien aller Zeiten warten. Ende November war es dann so weit, Gran Turismo 5 erschien endlich für die PS3 nach fast 6 Jahren Entwicklungszeit. Viel wurde erwartet, man versprach sich nicht selten das bis dato beste Rennspiel konsolenübergreifend. Gran Turismo 5 ist zweifellos ein sehr gutes Rennspiel, jedoch auch mit kleinen und sogar großen Mängeln. Zur besseren Übersicht werde ich jeden Aspekt einzeln beleuchten:

Grafik:

Kurz gesagt: GT5 sieht zweifellos gut bis sehr gut aus, hat aber nicht mehr ganz den Grafiktrumpf in der Hand wie zu PS2-Zeiten, was vor allem an der stärker gewordenen Konkurrenz liegt wie Colin McRae Dirt 2, Need for Speed Shift oder, um einen Blick über den Tellerand zu wagen, Forza 3. Wieder einmal sorgt die Beleuchtung für offene Münder. Sie lässt die Strecken in einem manchmal recht sterilen, dafür sehr realistischen Glanz erstrahlen. Neu ist, dass es diesmal, wenn auch nur auf bestimmten Strecken, wechselnde Lichtverhältnisse gibt. Da wäre ein traumhaft schöner Sonnenuntergang auf der Toskana-Rallye-Strecke oder auf der Nordschleife. Dieser Tag/Nacht-Wechsel ist selbst wenn man ihn schon mehrmals erlebt hat, immer noch beeindruckend, gewinnen die Strecken dadurch spürbar mehr an Realität. Neu sind ebenfalls Wettereffekte, auch wenn diese leider nur für manche Strecken gelten. Allerdings könnten die Regen- und Schneeeffekte hübscher aussehen. In der Cockpitansicht sehen die Regentropfen teilweise ziemlich grob aus und in der Außenperspektive sieht man sie erst gar nicht auf dem Auto. Dasselbe gilt füt den Schnee. Allerdings sieht die Gischt, die aufgewirbelt wird, gut aus und verdeckt auch dem Fahrer extrem die Sicht. Auch Schotter und Reifenqualm sehen ordentlich aus.

Gran Turismo 5

Ebenfalls für offene Münder sorgen die Premiummodelle von 200 Autos. Diese wurden detailgetreu nachgebildet, haben hervorragende Spiegelungen und eine Cockpitansicht, in der man sich auch umsehen kann. Negativ fallen die Schatten auf, die z.T. ziemlich ausgefranzt wirken, was übrigens auch beim Start eines Rennens in der Außenperspektive zu sehen ist. Auch sind die Cockpits z.T. zu dunkel ausgeleuchtet, so dass nicht alles klar erkennbar ist. Dennoch sieht man, dass Polyphony Digital viel Arbeit in die Cockpits gesteckt hat und von außen sehen die Fahrzeuge sowieso top aus. Noch besser kommt dies im Fotomdous zur Geltung: Dort lassen sich Bilder machen, wo man denkt, man hat gerade ein Foto von einem echten Auto gemacht. Wer jetzt denkt, ich übertreibe, der soll es einfach selbst probieren :D
Sieht man vor allem gut bei den Bremsanlagen oder bei den Scheinwerfern von einem Audi RS6 Avant oder Mercedes SLR McLaren. Dort ist wirlich jedes einzelne Lämpchen erkennbar. Spätestens hier merkt man, dass die Premiummodelle sehr viel Zeit in Anspruch genommen haben, leider zu viel. Somit mussten die Entwickler die anderen Autos als sogenannte „Standardmodelle“ ins Spiel einbauen. Und hier tritt in puncto Grafik das erste Mal Enttäuschung auf. Manche Autos wie der Bugatti Veyron sehen noch vergleichsweise gut aus und könnten fast als Premiummodell nur ohne Cockpitperspektive durchgehen, während die meisten anderen Autos wirklich aussehen, als seien sie aus GT4 importiert und auf HD hochskaliert wurden. Keine Cockpitperspektive, z.T. fehlerhafte Spiegelungen, grobe Radkästen und weniger Details lassen einen dann doch verwundern.

Auch unschön sind gelegentlich einsetzendes Tearing und selten auftretende Ruckler bzw. Slowdowns (bei Regenrennen manchmal spürbar). Die Rennstrecken sehen teilweise sehr gelungen aus wie Stadtstrecken in Rom, Madrid oder London, wo viele Details zur Geltung kommen. Ebenfalls wurde die Nordschleife einfach fantastisch umgesetzt, jede Bodenwelle und jede Inschrift auf dem Asphalt ist vorhanden. Andere Strecken wie die GT-Klassiker Trial Mountain oder Deep Forest sehen nur hochskaliert aus, kaum neue Details sind auszumachen.

Den 3D-Modus konnte ich leider nicht testen. Positiv sei aber noch anzumerken, dass seit dem Patch im Dezember die Bildschirmanzeigen komplett ausblendbar sind. Das macht die Fahrt noch realistischer und verdeckt nicht das schön modellierte Interieur der Autos.

Ton:

Gran Turismo 5 besitzt zwar DTS 5.1, allerdings könnten die Motorengeräusche selbst satter klingen. Wer schon mal NfS Shift gespielt hat, wird verstehen, was ich meine. Dort dröhnen die Motoren laut auf und besitzen einen brachialen Klang, während die Motoren in GT5 nur Durchschnitt sind. Auch wenn man einen 700 PS starken Motor hat, ist der Motor während der Fahrt kaum hörbar und klingt zum Teil wie das Geräusch eines aufgemotzten Staubsaugers. Hier wäre defintiv mehr drin gewesen. Am Besten klingen die Autos noch in der Außen- oder in der Motorhaubenperspektive. Schade für Leute wie mich, die am liebsten die Cockpitansicht nutzen.Gran Turismo 5
Die Musik ist auch in GT5 wieder gut gewählt. Von Rock, Pop, Alternative und Elektro-Liedern bis hin zu Lounge-Musik ist alles vorhanden. Ein großer Pluspunkt ist auch das Abspielen eigener Musik im Menü und auf der Strecke.

Fahrphysik:

Kommen wir zum wichtigsten Punkt, der GT schon immer ausgemacht hat, dem Fahrgefühl. Und so viel sei gesagt: Hier hat es Polyphony Digital immer noch drauf. Jedes Auto reagiert nachvollziehbar und speziell mit einem Lenkrad kommt das Fahrgefühl noch authentischer rüber. Hier merkt man wirklich jede Bodenwelle oder Unebenheit, vor allem auf der Nordschleife. Auch sind PS-starke Karossen oder Autos mit Heckantrieb eine echte Herausforderung, wenn man sie schnell über die Strecken manövrieren will. Hier macht GT5 alles richtig. Auch bei Regen steuern sich die Autos nachvollziehbar, der Bremsweg wird verlängert und die Autos können sich bei 300 km/h bei unbedachten Lenkbewegungen schnell drehen. Desweiteren lassen sich die Autos wieder leistungstechnisch tunen, was auch nochmal für veränderte Fahreigenschaften sorgt. Einstellungen für die Getriebeübersetzung, Reifen, Front-/Heckflügel, Federn, Bodenfreiheit usw. können ebenfalls vorgenommen werden. Allerdings muss ich sagen, dass auch dieser Punkt nicht komplett ohne Kritik ausfällt. Es gibt ein paar Fehler, wo ich mich frage, warum das keiner im Entwicklerteam bemerkt hat. In einem Regenrennen funktionieren weiche Rennreifen genauso gut wie richtige Regenreifen, ein Zeitenunterschied ist praktisch nicht vorhanden oder nur sehr marginal. Außerdem ist die Reifenabnutzung bei den Ausdauerrennen nicht wirklich nachvollziehbar. Bis ca. 60% Abnutzung merkt man nichts, dann wird das Auto langsam schlechter (Zeitverlust ca. 2 Sekunden) und bei den letzten 10% wird das Auto plötzlch unfahrbar und selbst bei 50 km/h kann man das Auto kaum noch geradeaus fahren, somit hat man gut eine Minute Zeitverlust. So stark ist der Qualitätsunterschied zwischen einem frischen Reifen und einem extrem abgenutzen Reifen auch nicht. Auch die Benzinsimulation ist nicht ganz nachvollziehbar, der Unterschied zwischen einem randvoll betanktem Auto und einem fast leeren Auto liegt zwischen 0,3 und 0,8 Sekunden pro Runde (Messwerte mit einem Mercedes SLS AMG auf dem Tsukuba Circuit gemessen). Hier wird hoffentlich nochmal sinnvoll nachgebessert.

Für die GT-Serie völlig neu ist ein Schadensmodell. Allerdings ist dieses im GT-Modus nur optisch zu bemerken, Auswirkungen auf die Fahrphysik bei kleinen und größeren Unfällen (kaputte Lenkung, Leistungseinbußen des Motors) sind nur im Arcade-Modus und im Onlinemodus bemerkbar. Hier möchte ich aber noch erwähnen, dass das mechanische Schadensmodell per Patch erst nachgereicht wurde, in der Ursprungsversion ist es nicht vorhanden. Das Schadensmodell sieht noch etwas unausgereift aus und die Autos verlieren erst nach sehr vielen harten Zusammenstößen eine Tür oder die Motorhaube. Und selbst das trifft nur auf die Premiumfahrzeuge zu, Standardautos haben nur Kratzer, während die Premiumautos noch sichtbare Beulen zeigen.

Umfang:

Gran Turismo 5 bietet über 1000 Autos aus aller Welt, jeder namhafte Hersteller ist praktisch vertreten. Allerdings werden sich die Spieler schnell an den Umstand gewöhnen müssen, dass es nur 200 Premium- und stattdessen 800 Standardautos gibt. Die Auswahl für die Premiumfahrzeuge ist zum Teil nicht ganz nachvollziehbar. Jeder Ferrari ist zum Beispiel ein Premiummodell und das Hauptaugenmerk lag auf japanischen Autos von Nissan und Toyota. Während viele Nissan Skyline-Modelle aus dem 21. Jh. als Premiumautos designt wurden, haben Audi und Mercedes gerade mal ca. 7 Autos als Premiummodell erhalten. Hier kommt doch schnell die Frage auf, ob weniger mehr gewesen wäre, zumal sehr viele der 800 Standardautos einfach aus GT4 und GT Mobile übernommen wurden. Im Spiel gibt es ca. 25 Strecken, sowohl Fantasiekurse als auch reale Rennstrecken wie Monza und die Nordschleife. Die 25 Strecken sind auch noch z.T. rückwärts und in verschiedenen Ausführungen befahbar und zu unterschiedlichen Tageszeiten und Wetterbedingungen, was aber leider vom Spiel vorgegeben ist. Insgesamt kommt man so auf ca. 70 Streckenvariationen.

GT5 besitzt neben einem Arcade-Modus, wo man erstmal die Strecken und Autos kennenlernen kann, einem 2-Spieler-Splitscreen und einem Onlinemodus, auf den ich später noch zu sprechen komme, natürlich das Herzstück des Spiels, den GT-Modus. Dort startet man seine Rennfahrerkarriere und verwaltet auch sein Profil. Insgesamt warten 6 Rennserien (Anfänger-, Amateur-, Profi-, Experten-, Extrem- sowie die freischaltbare Langstreckenserie) auf den Spieler, welche jeweils aus 9 Meisterschaften bestehen mit je 3-6 Rennen. Man sammelt Geld und Erfahrung und je höher man im Fahrerlevel ist, darf man auch an den ganz schnellen Rennserien teilnehmen. Von dem Geld kauft man sich neue Autos oder tunt die anderen Autos, falls man in einer Rennserie mal nicht weiter kommt. Erfahrung bekommt man für gefahrene Rennen, bei Siegen selbstverständlich mehr.

Neu sind die Spezialveranstaltungen, wo man zum Beispiel in Go-Karts über die Strecke heizt, an einer NASCAR-Fahrschule teilnimmt oder in einem VW Sambabus über die Top Gear-Teststrecke fährt. Diese Spezialveranstaltungen bieten genug Abwechslung und lassen einen vor allem zu Beginn des Spiels nochmal gutes Geld und viel Erfahrung verdienen. Die aus GT bekannten Lizenzprüfungen sind ebenfalls wieder vorhanden. Allerdings sei gesagt, dass diese nun nicht mehr Pflicht sind. Viel mehr dienen sie dazu Einsteigern die Fahrtechniken zu vermitteln. Für das Abschließen einer Lizenz gibt es auch wieder ein Auto als Geschenk. Abhängig davon, mit welcher Medaille man die Lizenz abschließt, gibt es auch ein besseres Auto.

Weiterhin gibt es wieder die Fotoreise, welche in GT4 ihren Einstand feierte, wo man diesmal in Full HD-Qualität Bilder an verschiedensten Schauplätzen von seinen Premiumautos schießen kann, mit Standardautos ist dies nicht möglich. Die Ergebnisse sind höchst beeindruckend. Beim Händler kauft man sich Premiumautos, beim Gebrauchtwagenhändler Standardautos. Diese kann man dann beim Autoteilehändler tunen oder im GT-Auto noch anders lackieren. Auch hier gibt es leider wieder Unterscheidungen, die Felgen lassen sich nur bei Premiumautos austauschen. Fast 2 Dutzend Autos lassen sich auch als Rennmodifikation neu ausstatten und haben spürbar bessere Leistungswerte.

Der B-Spec-Modus, den man schon aus GT4 kennt, ist auch wieder mit dabei. Allerdings hat sich hier kaum etwas geändert. Man kann seinen Fahrer beim Erstellen einkleiden, seine Fähigkeiten durch Zufall generieren lassen und einem Namen geben. Mit mehr Siegen steigt sein Erfahrungswert und damit auch seien Fähigkeiten. Der B-Spec ist ein netter Zusatz, wenn man mal gerade keine Lust hat selbst zu fahren und lieber einem anderen Fahrer Anweisungen geben will, aber auch nicht mehr. Zudem ist es nervig, dass es keine Vorspulfunktion während der Rennen gibt wie in GT4, denn die Rundenanzahl ist doppelt so hoch wie im A-Spec-Modus. Eine gute Methode um Geld und Autos zu verdienen ist er aber allemal.
Gran Turismo 5
GT5 bietet nun auch einen Strecken-Editor. Was allerdings vielversprechend klingt, nachdem zumindest Funracer-Spieler in ModNation Racers gesehen haben, was sich für tolle Strecken selbstständig bauen lassen, der wird auch hier leider enttäuscht. Ein „Editor“ ist es nicht wirklich, sondern eher ein Strecken-Anpasser. Man sucht sich ein Streckenthema aus und kann dann die Anzahl der Sektoren bestimmen. Diese Sektoren lassen sich in Hinsicht der Komplexität (mehr Kurven oder lieber mehr Geraden), der Streckenbreite, des Wetters, der Tageszeit und dem Neigungsgrad des Abschnitts in mehreren Stufen anpassen. Dies wird aber immer vom Computer zufällig erstellt, selbstständig kann man es nicht aussuchen. Ein netter Zusatz, aber mehr auch nicht. Die im Spiel vorhandenen Strecken machen grafisch deutlich mehr her.

Natürlich bietet Gran Turismo 5 auch einen Onlinemodus. Es ist entweder möglich eine eigene Privatsitzung zu erstellen, wo man Strecke, Regeln und Fahrzeuge aussucht oder seine Sitzung gleich online in eine Serverliste hochzuladen. In dieser Serverliste sucht man sich dann ein Rennen aus und bekommt auch für jedes Rennen Erfahrung und Geld. Die Rennen laufen zwar hostgesteuert, aber trotzdem fast lagfrei und auch die Qualität des Voice-Chats kann sich sehen lassen. Rundum bietet der Onlinemodus noch lange Spaß und wird sicherlich noch nach und nach erweitert werden durch Patches.

Fazit:

Lange haben wir auf Gran Turismo 5 gewartet, die Erwartungen stiegen teilweise ins Unendliche. Es bleibt zu sagen, dass wir es leider nicht mit dem ultimativen Rennspiel zu tun haben. Die Grafik ist zum Teil wirklich sehr hübsch, hat aber auch ihre Schattenseiten, der Umfang klingt zunächst riesig, aber ab Level 25 bekommt man Probleme mit dem Rangaufsteigen, da die Erfahrungspunkte zu knapp bemessen sind und auch die Preisgelder dürften höher ausfallen sowie die Tatsache, dass es zu wenige Rennen gibt (Herstellerrennen fehlen komplett). Außerdem enttäuscht im Laufe des Spiels die Fahrzeugauswahl, zu viele japanische Autos gibt es, zu wenig europäische Autos und dann ärgert man sich auch noch über die Premium-Standard-Autos-Thematik. Das Fahrgefühl stimmt allerdings wieder voll und ganz, die Streckenauswahl ist gelungen und der Onlinemodus läuft stabil. Insgesamt dürften fleißige Konsolenrennfahrer wieder für mehrere Wochen beschäftigt sein und da Polyphony Digital auch in Zukunft das Spiel weiter verbessern will, verschwindet vielleicht noch der ein oder andere Kritikpunkt am Spiel.

Sonstige Anmerkungen: Festplatten-Installationsgröße: 8 GB (optional, sonst ca. 256 MB), HD-Auflösung 1080p (Hauptmenü, Fotoreise), ansonsten 1400*1080p.

 

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