Führende Branchenvertreter rechnen in den kommenden Monaten mit einer schrittweisen Stabilisierung des Speichermarkts. Der Grund: Weltweit erweitern große Halbleiterhersteller ihre Produktionskapazitäten, um die zuletzt stark gestiegene Nachfrage besser bedienen zu können.
In den vergangenen Monaten sind die Preise für Arbeitsspeicher deutlich gestiegen. Das betrifft nicht nur PC-Spieler und Selbstbauer, sondern auch Hersteller von Gaming-Hardware und komplette OEM-Systeme. Prognosen aus der Industrie deuten jedoch darauf hin, dass sich die Lage mittelfristig entspannen könnte.
Kurzfristig bleibt die Lage angespannt
Brancheninsider rechnen damit, dass hohe Preise und teilweise eingeschränkte Verfügbarkeit noch mehrere Monate anhalten. Edward Chrysler von Sapphire erklärte, dass es für Gamer und PC-Bauer kurzfristig schwierig bleiben dürfte, sich die Situation aber innerhalb von sechs bis acht Monaten normalisieren könnte.
Sein Rat: Keine übereilten Großeinkäufe tätigen, nur weil es vereinzelt Angebote gibt. Wer funktionierende Hardware besitzt, sollte diese möglichst weiter nutzen, sofern kein zwingender Upgrade-Bedarf besteht.
Besonders ältere Plattformen wie AM4 sind derzeit betroffen. AMD hat die Produktion von CPUs wie dem Ryzen 7 5800X3D reduziert, was die Verfügbarkeit zusätzlich einschränkt. Auch DDR4-Speicher ist je nach Region und Händler mal schwerer, mal leichter zu bekommen. Intel-Systeme mit DDR4 sind stellenweise besser verfügbar, doch auch hier ist Geduld gefragt.
Grafikkarten als Lichtblick
Positiv fällt auf, dass Grafikkarten derzeit vergleichsweise gut verfügbar sind und sich die Preise auf einem vernünftigen Niveau bewegen. Dennoch bleibt die Unsicherheit im Markt insgesamt hoch.
SK Hynix und Samsung bauen massiv aus
SK Hynix hat umfangreiche Expansionspläne vorgestellt, um die stark steigende Nachfrage nach Speicher – insbesondere für KI-Anwendungen – zu bedienen. Das neue M15X-Werk, das sich auf HBM-Speicher konzentriert, soll ab dem kommenden Jahr die Produktion aufnehmen. Erste spürbare Verbesserungen werden für die erste Jahreshälfte 2027 erwartet.

Auch Samsung und SK Hynix planen gemeinsam, die Produktion deutlich zu steigern. Ziel sind Berichten zufolge bis zu 900.000 DRAM-Waferstarts pro Monat, nahezu eine Verdopplung der aktuellen globalen Produktionsmenge. Details zu möglichen Produktabkündigungen unterscheiden sich je nach Quelle, doch der allgemeine Produktionsausbau gilt als gesichert.
Auswirkungen auf Komplett-PCs bleiben begrenzt
Der CEO von ASUS erklärte, dass Speicher traditionell etwa 8 bis 10 Prozent der Materialkosten eines PCs ausmacht. Trotz Preissteigerungen von 30 bis 50 Prozent beim Speicher liege die tatsächliche Mehrbelastung für OEM-Systeme bei rund 3 Prozent. Langfristige Lieferverträge schützen große Hersteller vor kurzfristigen Preisschwankungen.
Daher dürften Komplett-PCs großer Marken weiterhin relativ stabil bleiben – ähnlich wie während früherer Engpässe, etwa während des Mining-Booms, als OEM-Systeme oft die einzige bezahlbare Option waren.
KI-Nachfrage schwächt sich teils ab
Interessant ist zudem, dass einige Berichte auf eine sinkende Nutzung von KI-Tools im professionellen Umfeld hinweisen. Microsoft hat zuletzt bestimmte KI-Ziele zurückgeschraubt, da Copilot weniger genutzt wird als erwartet. Auch andere Quellen berichten von einer nachlassenden Akzeptanz von KI-Diensten am Arbeitsplatz.
Fazit: Abwarten lohnt sich – wenn möglich
Wer aktuell dringend Speicher benötigt, muss die aktuellen Preise in Kauf nehmen. Wer jedoch ein leistungsfähiges System besitzt – etwa mit einem Core i9-12900K oder Ryzen 7 5800X3D – kann voraussichtlich warten. Mit kommenden Plattformen wie Zen 6 oder neuen Intel-Generationen dürfte sich die Produktionslage entspannen und die Preise stabilisieren.
Zusätzliche Fertigungskapazitäten in neuen Märkten werden das Angebot langfristig weiter erhöhen, auch wenn diese Effekte Zeit brauchen.
Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass sich Speicherpreise und Verfügbarkeit in den nächsten Monaten schrittweise verbessern werden. Bis dahin gilt: Wer nicht unbedingt aufrüsten muss, fährt mit Geduld meist besser.

