Die frühere Leiterin der Santa Monica Studios und Mitregisseurin der God of War-Reihe, Meghan Morgan Juinio, hat sich kritisch zur aktuellen Ausrichtung der Gaming-Industrie geäußert. In einem neuen Interview warnt sie große Publisher davor, sich zu stark auf AAA-Produktionen zu konzentrieren – und dabei die kreativen Chancen kleinerer Projekte aus den Augen zu verlieren.
„Wir setzen zu viel auf ein einziges Pferd“ – Juinios Analyse der Branche
In einem Gespräch mit Game Developer erklärte Juinio, die bis Juni 2025 als Co-Direktorin und Leiterin der Produktentwicklung bei den Santa Monica Studios tätig war, dass die Branche derzeit in eine gefährliche Schieflage gerate.
Nach dem Ende der Pandemie hätten viele große Publisher ihre Strategien zugunsten gigantischer, teurer Produktionen angepasst – ein Trend, den sie für riskant hält:
„AAA-Spiele sind wichtig, aber sie dürfen nicht das Einzige sein, was wir entwickeln. Wenn alles auf ein oder zwei Großprojekte hinausläuft, gerät das gesamte System ins Wanken, sobald eines davon scheitert.“
Sie betont, dass Double-A- und Single-A-Titel nicht nur geringere Entwicklungsrisiken bieten, sondern auch wichtige Quellen für Innovation und kreative Freiheit sind.
Kleinere Spiele als Rettungsanker der Industrie
Als Beispiel nennt Juinio den Überraschungserfolg von Split Fiction, das sich innerhalb weniger Monate über vier Millionen Mal verkauft hat – und das mit einem Bruchteil des Budgets eines typischen AAA-Spiels.
Projekte wie dieses, so die ehemalige God of War-Regisseurin, zeigen, dass auch mittlere und kleine Produktionen profitabel sein und gleichzeitig neue Ideen fördern können:
„Wir brauchen wieder mehr Mut, neue Wege zu gehen. Die Zukunft der Branche hängt von der Vielfalt ab – nicht nur von Größe und Glanz.“
Ein strukturelles Problem: Entlassungen und Überinvestitionen
In den vergangenen zwei Jahren erlebte die Gaming-Industrie eine Welle von Massenentlassungen, Studio-Schließungen und abgesagten Projekten – trotz Rekordumsätzen.
Juinio sieht die Hauptursache in der Überinvestition in einzelne Großprojekte, die enorme Budgets verschlingen und sich zunehmend schwer amortisieren lassen.
Der kommende Blockbuster GTA 6 soll laut Berichten ein Budget von über einer Milliarde US-Dollar erreichen – ein klares Zeichen für die ungebremste Kostenexplosion im AAA-Sektor.
Zwischen AAA-Giganten und Indie-Erfolg
Während Großproduktionen wie Grand Theft Auto 6, Starfield oder The Last of Us Part III weiterhin für Schlagzeilen sorgen, beweisen Titel wie Hollow Knight: Silksong oder Dave the Diver, dass Unabhängigkeit und kreative Experimente auch heute noch ein Millionenpublikum finden.
Juinio fasst es treffend zusammen:
„Nicht jedes Spiel muss ein Milliardenprojekt sein, um etwas zu bewegen. Manchmal sind es die kleineren Geschichten, die uns am meisten in Erinnerung bleiben.“
Eine Branche auf der Suche nach Balance
Die Aussagen der ehemaligen God of War-Regisseurin spiegeln eine wachsende Sorge in der Branche wider: Zwischen technologischem Fortschritt, steigenden Produktionskosten und wirtschaftlichem Druck droht die kreative Vielfalt auf der Strecke zu bleiben.
Sollte sich die Industrie langfristig stärker auf mittlere Produktionen konzentrieren, könnte das nicht nur die finanzielle Stabilität fördern, sondern auch das kreative Gleichgewicht wiederherstellen – etwas, das viele Fans und Entwickler gleichermaßen fordern.
Quelle:https://gamerant.com/god-of-war-director-major-publishers-shouldnt-only-make-aaa-games/

