Die geplante Übernahme des US-amerikanischen Videospielriesen Electronic Arts (EA) durch ein Konsortium aus drei Unternehmen – dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF, der Investmentgesellschaft Silver Lake und Affinity Partners – sorgt zunehmend für politischen Gegenwind. Der Deal, der auf einen Kaufpreis von 55 Milliarden US-Dollar geschätzt wird, gilt als einer der größten in der Geschichte der Unterhaltungsbranche.
Nun haben sich zwei einflussreiche US-Senatoren – Elizabeth Warren und Richard Blumenthal – öffentlich gegen die geplante Transaktion ausgesprochen. In einem Schreiben an US-Finanzminister Scott Bessent fordern sie eine gründliche Prüfung der Übernahme durch den Ausschuss für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS).
Politische Bedenken: „Ein beispielloser Fall von ausländischem Einfluss“
In dem von Insider Gaming veröffentlichten Brief äußern Warren und Blumenthal ihre „tiefgreifende Besorgnis über den potenziellen Einfluss und die nationalen Sicherheitsrisiken“, die durch den Verkauf entstehen könnten.
„Wir fordern Sie auf, als Vorsitzender des CFIUS eine gründliche Überprüfung dieser beispiellosen, vorgeschlagenen ausländischen Privatisierung eines großen amerikanischen Technologie- und Unterhaltungsunternehmens vorzunehmen“, heißt es in dem Schreiben.
Die Senatoren verweisen insbesondere auf die Rolle des Public Investment Fund (PIF), der als staatlicher Vermögensfonds direkt der Regierung Saudi-Arabiens unterstellt ist. Der Fonds dient offiziell der Diversifizierung der saudi-arabischen Wirtschaft, steht aber international seit Jahren in der Kritik, politische und kulturelle Einflussnahme im Ausland zu betreiben.
Einfluss, Image und Datenschutz als Kernpunkte der Kritik
Warren und Blumenthal argumentieren, dass die geplante Übernahme „eine Reihe erheblicher Risiken in Bezug auf ausländischen Einfluss und nationale Sicherheit“ mit sich bringe.
Sie berufen sich auf Berichte, wonach saudische Investitionen „nicht nur auf finanzielle Rendite abzielen, sondern auch auf politische und kulturelle Einflussnahme“. Ziel sei es, das internationale Image Saudi-Arabiens zu normalisieren, seine kulturelle Präsenz zu erweitern und Einfluss in globalen Medien- und Kommunikationsplattformen zu gewinnen.
Besonders kritisch sehen die Senatoren den möglichen Zugriff auf Nutzerdaten:
„Die unkontrollierte Einsicht in sensible persönliche Daten von Millionen EA-Nutzerinnen und -Nutzern durch eine autoritäre Regierung birgt erhebliche Risiken“, schreiben sie.
„Dazu zählen Überwachung, verdeckte Propaganda und gezielte Zensur gegenüber Personen, die von der saudischen Regierung missbilligt werden.“
EA selbst zählt nach Unternehmensangaben über 700 Millionen aktive Nutzer weltweit. Sollte die Übernahme genehmigt werden, wäre der Zugriff auf diese Daten theoretisch auch durch ausländische Investoren möglich – ein Punkt, der aus Sicht der Senatoren „besondere sicherheitspolitische Aufmerksamkeit“ verdient.
CFIUS soll eingreifen – Parallelen zu früheren Mega-Deals
Am Ende des Schreibens fordern Warren und Blumenthal den CFIUS offiziell auf, eine umfassende Untersuchung des Vorhabens einzuleiten und die Ergebnisse öffentlich zu machen. Der Ausschuss, der dem US-Finanzministerium unterstellt ist, prüft regelmäßig große ausländische Investitionen auf mögliche sicherheitsrelevante Risiken.

Auch Microsofts Übernahme von Activision Blizzard (69 Milliarden US-Dollar) musste mehrere internationale Regulierungsprozesse durchlaufen, ehe sie 2023 endgültig genehmigt wurde.
Im Falle der EA-Übernahme dürfte der Prozess jedoch deutlich sensibler verlaufen – allein wegen der staatlichen Beteiligung des PIF und der politischen Implikationen.
EA hält sich bedeckt – Entscheidung liegt nun bei den Behörden
Electronic Arts selbst hat bislang keine Stellungnahme zur politischen Debatte abgegeben. Branchenanalysten gehen davon aus, dass die US-Regierung die Übernahme nicht ohne weitreichende Auflagen genehmigen würde – falls überhaupt.
Die nächsten Wochen könnten entscheidend sein: Sollte der CFIUS die Bedenken teilen, könnte der Deal verzögert, modifiziert oder sogar blockiert werden.
Für EA steht dabei nicht nur ein Rekordverkauf, sondern auch die strategische Zukunft eines der größten Spielepublisher der Welt auf dem Spiel.
Hintergrund: Wer steckt hinter dem Konsortium?
- PIF (Public Investment Fund): Der saudi-arabische Staatsfonds verwaltet ein Vermögen von über 700 Milliarden US-Dollar und hat in den letzten Jahren massiv in Technologie, Sport und Entertainment investiert – u. a. in Activision Blizzard, Nintendo und den E-Sport.
- Silver Lake: Eine US-amerikanische Private-Equity-Firma, die bereits seit Jahren Anteilseigner von EA ist und zahlreiche Technologieunternehmen unterstützt.
- Affinity Partners: Eine Investmentgesellschaft von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
Gerade diese Verbindung sorgt für zusätzliche politische Brisanz, da sie sowohl wirtschaftliche als auch politische Interessen miteinander verknüpfen könnte.
Ein milliardenschwerer Deal im geopolitischen Spannungsfeld
Die geplante EA-Übernahme steht exemplarisch für die zunehmende Verflechtung von Technologie, Unterhaltung und internationaler Politik.
Während Befürworter die Transaktion als „strategische Wachstumschance“ sehen, warnen Kritiker vor Auslandsabhängigkeit, Datensicherheitsrisiken und Imagepolitik.
Wie sich der Fall entwickelt, hängt nun von den Ergebnissen der Untersuchungen des US-Finanzministeriums und des CFIUS ab.
Bis dahin bleibt der Deal ein hochpolitisches Thema – weit über die Gaming-Welt hinaus.
Quelle:https://insider-gaming.com/electronic-arts-sale-facing-resistance-us-politicians/
Electronic Arts verkauft: Mega-Deal über 55 Milliarden US-Dollar bestätigt

